Ich bin ein Kind der Nachkriegswirren

Geburtshaus Klaus Kempe

Ich möchte gerne vorwegschicken, dass ich mit meinen Blog Posts nicht das Ziel verfolge, Dir etwas zu verkaufen – wenn Du weiterliest, wirst Du das deutlich erkennen. Stattdessen möchte ich nur Wissen vermitteln, das Dir von Nutzen sein soll. Doch bevor ich das tue, sollte ich Dir wohl zuerst einmal etwas von mir erzählen. Ich war ja schließlich nicht immer der Immobilienfuzzi, der ich heute bin 😉

Wo fange ich an? Ah ja, am besten am Anfang: Im Sommer 1948, da wurde ich nämlich in einem kleinen Ort an der Elbe, im Norden des heutigen Sachsen-Anhalt (Altmark), auf einem Bauernhof geboren. Der Hof gehörte der Familie meiner Mutter und nannte sich “Fährkrug”. Man konnte von dort mit einer Fähre über die Elbe übersetzen (die Fähre gibt es heute noch) und anschließend – oder vorher – in der dazugehörigen Gastwirtschaft einkehren. (siehe unten)

Klaus Kempe - Geburtsort Bauernhof Fährkrug
Klaus Kempe – Geburtsort Bauernhof Fährkrug

Zum Hof gehörten auch ca. 160 Morgen Ackerland, Weiden und ein kleiner Eichenwald. (Ein Morgen = 2.500 m₂ d.h. eine Fläche, die ein Pferd mit einem einscharigen Pflug an einem Morgen pflügen kann.) Eigentlich ein schöner Platz, um aufzuwachsen …

Klaus Kempe (rechts) mit Bruder und Mutter
Klaus Kempe (rechts) mit Bruder und Mutter

Aber da gab es etwas, dass mich schon damals betroffen machte und mein späteres Leben prägen würde:

Die nach dem Krieg vorhandene Wohnungsnot!

Wer ein Zuhause hatte, so wie wir, der war wirklich gut dran. Aber wenn meine Mutter oder meine Oma von den Trecks der Vertriebenen sprachen, dann hat mich das sehr berührt. In Deutschland gab es zu der Zeit nur ca. 10 Millionen Wohnungen, heute sind es ungefähr 41 Millionen. Der vielgepriesene Aufbau passierte nicht durch die Politik, sondern durch die Menschen. Richtig ist natürlich, dass der politische Rahmen stimmen musste und auch gestimmt hat.

Damals war der Stellenwert einer Immobilie für die Menschen naturgemäß viel höher als heute. Aber Häuser zum Wohnen waren und sind für die Menschen wichtig und in Ländern, in denen man nicht einfach Häuser und Grundstücke kaufen und verkaufen kann, ist die Freiheit der Menschen doch stark eingeschränkt.

Jetzt aber zurück ins Jahr 1951!

Unsere scheinbare Idylle trügt
Als meine Mutter mit uns Kindern allein zu Hause war, wurde sie zweimal nachts von (wahrscheinlich) russischen Soldaten überfallen und komplett ausgeraubt. Meine Eltern entschieden daher, 1951 nach Berlin zu fliehen und mussten dafür, wie so viele, alles stehen und liegen lassen. Nun gehörten wir selber zu den Vertriebenen.

(Nach der Wende war es mir übrigens möglich, unseren Hof zurück zu bekommen und Ende Juni diesen Jahres werde ich dorthin fahren und unsere alten Nachbarn besuchen, die dort seit mehreren Generationen wohnen. Zwar wurde unser Haus Anfang der achtziger Jahre von den Russen gesprengt, aber ich konnte doch wenigstens die Ackerflächen verpachten.) 

Glück im Unglück!
Mein Vater war gelernter Metzger und hatte in Berlin vor dem 2. Weltkrieg eine Metzgerei geführt – dorthin sind wir geflohen. Was für ein Glück: Wir hatten wieder ein Dach über dem Kopf und sogar genügend zu essen! Die Mutter erhielt einen Schnellkurs im Metzgergeschäft und war ab sofort „Metzgereiverkäuferin“! Es ging uns nicht schlecht, aber auch in Berlin fühlten sich die Eltern nicht sicher, denn die Stadt war von Russen eingeschlossen und mein Vater, der 1945 aus russischer Gefangenschaft geflohen war, befürchtete, wieder in Gefangenschaft zu geraten. Aus diesem Grund wollten meine Eltern einen großen Schritt wagen und nach Südafrika auswandern. Die Koffer waren gepackt und die Reisepapiere lagen bereit, da bekam meine Mutter Bedenken. Statt nach Südafrika sind wir dann nach Westdeutschland “ausgewandert”. 

Die Entscheidung fiel auf Bottrop (nach dem mittelalterlichen Namen Borthorpe, was so viel wie „Dorf am Hügel“ bedeutet), im Ruhrgebiet. Dort pachteten die Eltern eine Metzgerei in der Essener Str. und dort wurde ich dann auch eingeschult. Ein Jahr später konnten sie bei einer Zwangsversteigerung eine bessere Metzgerei in der Stadtmitte erwerben und somit zogen wir 1956 nochmal um, dieses Mal auf die Hochstr. 47, direkt am Pferdemarkt (Stadtmitte) von Bottrop.

Die elterliche Metzgerei in Bottrop: Vater und Mutter rechts im Bild
Die elterliche Metzgerei in Bottrop: Vater und Mutter rechts im Bild

Zu dieser Zeit war Bottrop eine rußige Stadt – mit 6 Zechen! Die Luft war sehr schlecht und mein Bruder bekam ernsthafte Atembeschwerden. Der Arzt empfahl einen Aufenthalt in einem besseren Klima und so wurde mein Bruder nach Süddeutschland geschickt. Nach einem Jahr kam er tatsächlich gesund zurück und jetzt kam meine Chance: Ich ging nach Ambach am Starnberger See ins Internat und hatte dort eine echt tolle Zeit. 

Genau damals entstand meine Liebe zu den Bergen und dem Skifahren, die ich bis heute hege und pflege. Ich möchte fast sagen, nichts macht mir mehr Spaß als Skifahren in den Alpen. Ich kann krank sein – Du stellst mich auf die Skier in den Tiroler Bergen und mit der gleichen Geschwindigkeit, wie ich den Hang hinunter sause, verschwinden all meine Beschwerden! Ganz im ernst! 

Über diese wunderbare Zeit im Internat und wie ich zum Metzger wurde, erzähle ich Dir ein anderes Mal.

Ganz herzliche Grüße,

Dein Klaus
Immobilienkaufmann aus Leidenschaft

 
Klaus Kempe

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Klaus Kempe
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