Die Kempes – Zwei Brüder auf dem Prüfstand

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Klaus und Ernst Kempe

Der Anfang unserer “KEMPE Immobilien” war damals im Jahr 1968 natürlich noch etwas holprig.

Zu dieser Zeit war ich für das Büro, die Anrufe und Besuche zuständig und mein Bruder für die Akquise bzw. den Außendienst. Harte Arbeit, etwas Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen waren uns aus der Metzgerei zwar nicht fremd, aber als Makler musste man vor allem flexibel sein, was diese amüsante Verkaufsstory belegt:

Mein Bruder hatte eine Pension im Sauerland akquiriert, die zum Verkauf anstand. Er hatte diese dick und fett, das heißt überteuert, in der Rheinischen Post inseriert. (Wer meinen Bruder kannte, der weiß, dass er arbeiten konnte, aber auch das Highlife* liebte, was uns viele finanzielle Probleme bereitete und letztendlich dazu führte, dass wir uns 2 Jahre später trennen mussten. Dazu aber an anderer Stelle mehr.)Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls ging es nur um diese überteuerte Anzeigenrechnung, die außerhalb unseres abgesprochenen Budgets lag.

Wir stritten uns bis zum Samstagnachmittag
Samstag war ein wichtiger Arbeitstag, denn Samstags haben wir Interessenten empfangen, eine „Einschreibegebühr“ erhalten (was es heute schon lange nicht mehr gibt), und mit den Leuten die annoncierten Wohnungen besichtigt. Wegen diesem Streit waren wir also immer noch um 16.00 Uhr im Büro, als plötzlich das Telefon klingelte und sich ein Interessent (übrigens der einzige) auf diese Anzeige meldete. Er wollte sofort besichtigen und so machten wir für den nächsten Tag, Sonntag 10.00 Uhr, einen Termin vor Ort im Sauerland aus.

Verkauf hin oder her – der Kirchgang am Sonntag war wichtiger
Unsere Verkäufer, die diese Pension selber führten, hatten aber um 10:00 Uhr keine Zeit. Zu diesem Zeitpunkt gingen sie immer in die Kirche, und daran gab es nichts zu rütteln. So kam es, dass wir mit dem Interessenten allein besichtigen mussten. Ihm gefiel die Pension, die er u. a. auch als Heim für seine kleine Jugend-Fußballmannschaft nutzen wollte und machte sofort eine Kaufzusage. Seine Reservierung ließen wir uns von ihm schriftlich geben. Aber er hatte eine Auflage: Wir mussten den Verkäufer noch am selben Tag (Sonntag) zu einem notariellen Angebot bewegen. Unmöglich? Normalerweise schon.

Zufrieden mit dieser Vereinbarung fuhr der Käufer sofort wieder heim, ohne auf die Rückkehr der Verkäufer zu warten.

Als diese nach dem Gottesdienst nach Hause kamen, waren sie zunächst skeptisch: Der schon-wieder-verschwundene Kaufinteressent schien dubios. Aber, nachdem wir die Umstände erläutert hatten, fassten sie Vertrauen und waren bereit, noch am selben Tag bei dem örtlichen Notar, ein notarielles Angebot für diesen Käufer zu beurkunden. (Die Notarkammer schreibt vor, dass man seine Absichtserklärung zum Kauf oder Verkauf schriftlich beurkunden muss, damit jeder etwas Bindendes in der Hand hat.)

Gesagt, getan!
Am Abend des gleichen Tages trafen wir also, mit der gewünschten Angebotsurkunde in der Tasche, im Vereinsheim des Fußballclubs unseres Kaufinteressenten ein. Sicherheitshalber ließen wir uns seine Zusage nochmals schriftlich geben, denn auch er musste ja noch zum Notar, um den Kauf offiziell zu machen.

(Übrigens: Beim Verkauf von Grundbesitz spricht der Notar von der Auflassung des Käufers als neuer Eigentümer (gemeint ist die Eintragung des neuen Eigentümers ins Grundbuch). Die Herkunft des Begriffes erklärt dies sehr schön: Als es noch keine Grundbücher (also öffentliche, hoheitliche Eigentümerverzeichnisse) in den Dörfern gab, hat der Verkäufer eines Hauses einfach seine Türen und Fenster aufgelassen, und jeder im Dorf wusste: Der hat sein Haus für jemand anderen aufgelassen – es gab also einen Eigentümerwechsel!

Ende gut alles gut!
Unser Käufer hat tatsächlich einige Tage später seinen Kauf beim Notar beurkundet und alle Seiten waren zufrieden. Unsere Provision hatten wir uns redlich verdient 😉 und folgendes gelernt:


„Man muss die Menschen so nehmen wie sie sind.
​Wir haben keine anderen“!

Konrad Adenauer, erster deutscher Bundeskanzler von 1949 bis 1963

Wie wahr, wie wahr! 
Um erfolgreich zu makeln, muss man ein wirklich guter “Vermittler” sein, der für beide Seiten das bestmögliche Ergebnis erzielen kann, egal, auf welche Umstände er trifft (die können nämlich auf einer imaginären Skala von haarsträubend bis beinahe perfekt angesiedelt sein!) 😉In diesem Sinne entlasse ich Dich in Dein sicher wohlverdientes Wochenende und freue mich, wenn Du nächste Woche wieder dabei bist. Dann will ich Dir nämlich erzählen, wie der Bruch mit meinem Bruder dazu führte, dass meine damalige Freundin (und heutige Ehefrau) Marieta in die Firma eintrat.Herzliche Grüße,Dein Klaus
Immobilienkaufmann aus Leidenschaft

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Klaus Kempe
Achenbachstraße 23 | 40237 Düsseldorf
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