Bursche, wenn Du so weitermachst, stecken wir Dich ins Internat!
Solche und ähnliche Drohungen waren zu meiner Zeit (durchaus) üblich. Internate standen im Ruf, mit Strenge und Disziplin, Lernbereitschaft und Gehorsam durchzusetzen, um junge Menschen wie mich “geradezubiegen.“
Alles Quatsch, sage ich!
Entgegen landläufiger Meinung war nämlich mein Aufenthalt im Internat am Starnberger See eine tolle Erfahrung. Hier wurden viele positive Grundsteine für meinen späteren Lebensweg gelegt.
Während Zuhause Ärger und Streit an der Tagesordnung waren, erlebte ich hier ein Zusammenleben in Freundschaft und gemeinsamen Wettstreit. Das Internat legte neben einer gründlichen Schulausbildung auch viel Wert auf die sinnvolle Freizeitgestaltung. Für Jungen in meinem Alter genau die Sachen, die mir Spaß machten:Im Sommer Schwimmen und Segeln am eigenen Seegrundstück, im Winter jeden Tag Skifahren und einmal im Jahr Skiurlaub in Tirol. Dazu kamen Aktivitäten wie Modellbau von Schiffen und Flugzeugen. Wer mich kennt, der weiß, dass das Fliegen, Segeln und Skifahren – neben schnellen Autos – noch heute zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt.
Diese schöne Zeit endete 1963 mit meinem Schulabschluss und der Rückkehr nach Bottrop.
Dort besuchte ich als nächstes die städtische Handelsschule und spielte nebenbei als Schlagzeuger in einer Band. Wir haben Beatles-Songs nachgespielt – was nach wie vor meine Lieblingsmusik ist! Das ging alles ganz gut, bis Anfang 1965 meine Mutter erkrankte und ich täglich im Laden mithelfen musste. Da blieb nicht viel Zeit zum Lernen oder Proben und dementsprechend habe ich dann die Abschlussprüfung nur mit durchschnittlichen Noten bestanden. Mein Vater hatte mittlerweile entschieden, die Metzgerei zu verpachten und aufs Land nach Voerde am Niederrhein zu ziehen. Dort kaufte er sich ein 2-Familienhaus mit etwas Land, ein paar Garagen und Stallungen. Mein Wunsch, KFZ-Mechaniker oder Architekt zu werden, konnten nicht realisiert werden. Das Verhältnis zu meinem Vater war nach wie vor sehr angespannt und ich wollte auf keinen Fall mit ihm umziehen.
Die Metzgerlehre
Um auf eigenen Beinen stehen zu können, bin ich also zu einem befreundeten Metzger in Düsseldorf in die Lehre gegangen. Weil ich schon die Handelsschule absolviert hatte, musste ich nur 2 Jahre lernen, hatte mein eigenes Zimmer unter dem Dach der Metzgerei (so wie es früher üblich war) und verdiente mein eigenes Geld. Von Zuhause wusste ich ja schon, was bei dieser Arbeit auf mich zukam. Ich erinnere mich daran, wie wir mithelfen mussten, wenn mein Vater das Schlachtvieh direkt beim Bauern kaufte: Dazu hielt er meistens vor dem Hoftor an und schickte mich hinein, um den Bauern zu fragen, ob er Vieh zu verkaufen hätte – eine Herausforderung, da ich jedes Mal am Hofhund vorbei musste! Anschließend trieben mein Bruder und ich die Tiere von der Weide in den Transporter.
Ich erinnere mich auch an eine andere Situation, ich war ungefähr 11 Jahre alt, als ich einen ganzen Sack (ich glaube 25 kg) Zwiebeln schälen musste:
Seit dieser Zeit kann ich Zwiebeln schälen, ohne zu weinen! Meine Frau staunt heute noch, wenn ich ihr diese lästige Aufgabe ohne Probleme abnehme ;-).
Die Metzgerlehre fiel mir also nicht schwer – weder die Berufsschule noch das Arbeiten. 1967 hielt ich als 19-Jähriger den Gesellenbrief mit Ehrenstahl* und Auszeichnung in den Händen.
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(Für die Abschlussprüfung musste man vor den Prüfern ein Schwein schlachten: Eine blutige Angelegenheit, die ich aber mit Bestnote bestand. Wie gesagt, Arbeiten, die getan werden mussten, waren für mich kein Grund zum Kopfzerbrechen oder Diskutieren – ich hab´s einfach gemacht.)
Was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitete, war die Frage, was ich in meinem Leben eigentlich wirklich machen will. Diese Frage “Klaus, was wirst Du machen?” hat mich nicht losgelassen und dazu geführt, dass ich viele neue Möglichkeiten ausprobiert habe, um endlich das Richtige zu finden.Als Erstes arbeitete ich für kurze Zeit in einer Wurstfabrik, dann in einer kleinen Metzgerei, wo ich sozusagen alles allein gemacht habe – manchmal mit dem Chef, aber meistens spielte der Tennis 😉 1968 bot sich eine Möglichkeit, bei verschiedenen Stadtteilfesten jeweils Freitag, Samstag und Sonntag zu kellnern. Damals kostete ein Glas Bier 25 Pfennig (heute Cents). Auf dem Tablett hatte ich 20 Gläser und verdient habe ich 5 Pfennig pro Glas. Nicht viel, aber mit dem Trinkgeld war es damals ein schönes zusätzliches Einkommen.Aber nichts davon war das Richtige für mich!
Auch wenn das Geld stimmte, alle diese Tätigkeiten waren nicht das Richtige für mich. Ich suchte nach einem Beruf, in dem ich auf meine Weise kreativ sein konnte.Dann kam der denkwürdige Tag in 1968, an dem zwischen mir und meinem Bruder ein Autorennen stattfand, dessen Ausgang auf ganz unerwartete Weise meine berufliche Laufbahn festlegte.Aber darüber und über meine Zukunftsvision einer Stiftung für die professionelle Ausbildung von Immobilienmaklern erzähle ich Dir in meinem nächsten Blogbeitrag.Herzliche Grüße,
Immobilienmakler aus Leidenschaft
Meinrad Schönbächler
Interessante Story!
Lisa Weber
Toller Beitrag! Gerade erst über Google gefunden.