Wie ich mit meinem abenteuerlichen Flugplan in die kanadische Presse kam

Absturzstelle bei Moncton, ein kleinerer Ort in New Brunswick, Kanada

Mein Plan: mit meiner neu erworbenen Cessna von Oklahoma City quer über Amerika via Grönland, Island, Schottland nach Deutschland zu fliegen … mit ungewolltem Ende 😉
​Meine Leidenschaft fürs Fliegen wurde im Internat entfacht: In meinem letzten Halbjahr habe ich einen Motorsegler mit 2 Meter Spannweite gebaut, den ich dann Zuhause fertig gestellt habe. Schade war nur, dass ich dort keine Fernsteuerung zur Verfügung hatte und daher das Flugzeug nicht mehr in die Luft bekam.

Mein Interesse am Fliegen war deshalb aber noch lange nicht erloschen, selbst wenn ich mich erstmal auf meine Ausbildung an der Höheren Handelsschule, meine Metzgerlehre und schließlich der Ausbildung zum Immobilienkaufmann widmete.

​Nach der Linderung meiner körperlichen Behinderung (Beinlähmung) habe ich diese Leidenschaft fürs Fliegen wieder aufgegriffen und 1984 meinen Flugschein gemacht. Diesmal war ich selber der Pilot – eine noch viel bessere Voraussetzung dafür, in den Genuß von einem Gefühl der Freiheit zu bekommen. Reinhard Mey hat es sehr schön in seinem Lied “Über den Wolken” beschrieben.

Da Mathematik mein Lieblingsfach war, scheint mir dieser Vergleich angemessen: Wie bei der Architektur, wo ein dreidimensionales Denken an und in Räumen erforderlich ist, vermittelt mir Fliegen das Gefühl, den Raum zu beherrschen. Anstatt “immer schön auf dem Teppich zu bleiben” zieht es mich hinauf, denn in der Luft kommt eine weitere Dimension dazu, die dazu führt, dass sich beim Fliegen die Probleme des Lebens verkleinern. Ein bekanntes Phänomen, dass Du vielleicht auch schon erlebt hast.

Ein eigenes Flugzeug zu besitzen war schon lange mein Traum. Nichts großes, aber eine Maschine, mit der ich durch die Lüfte segeln und dieses herrliche Gefühl von Freiheit geniessen konnte.

Ich habe eine Menge Erfahrungen als Pilot gesammelt, bevor ich mich zu diesem Abenteuer aufgemacht habe, von dem ich Dir jetzt erzählen möchte.

Die große Reise

1989 bin ich mit einem Freund nach Oklahoma City, USA, gereist um dort auf einer Auktion ein Flugzeug zu ersteigern.

Ein für meine Bedürfnisse sehr schönes einmotoriges Flugzeug mit:

  • Einziehfahrwerk
  • Turbolader, Intercooler
  • 6 Sitze
  • Verstellpropeller

Mein Plan war, von Oklahoma City quer über Amerika via Kanada, Grönland, Island, Schottland nach Deutschland zu fliegen. Für diese Überführung nach Deutschland musste die Maschine natürlich umgerüstet und gründlich durchgecheckt werden, was ich zusammen mit einem Monteur auf einem kleinen Flughafen in Oklahoma gemacht habe. Die Inspektion wurde vorschriftsmäßig nach der Cessna-Wartungs-Checkliste durchgeführt. Wir haben uns alle Teile nach dem Aufbocken durch den Techniker genau angeschaut, denn wir würden eine lange Strecke (ca. 7 Stunden) von Goose Bay, Neufundland, Kanada (das wäre der nächste Punkt gewesen) nach Narsarsuaq in Grönland über Wasser fliegen und dann anschließend über den Atlantik. Mir war natürlich klar, dass alles in Ordnung sein musste – nicht dass irgendetwas einfriert auf dem langen Weg. Aber, alles war okay und auch das Fahrwerk funktionierte einwandfrei.

Wir flogen von Oklahoma in nordöstlicher Richtung los, am Michigan See entlang bis nach Bangor in Maine. Dort sollte, für unseren letzten Zwischenstopp vor dem Atlantikflug, noch ein Zusatztank mit 360 Liter eingebaut werden (dafür mussten die hinteren 4 Sitze ausgebaut werden), damit wir die Strecke von USA nach Grönland auch bei Gegenwind schaffen würden.

Absturzstelle bei Moncton, ein kleinerer Ort in New Brunswick, Kanada
Absturzstelle bei Moncton, ein kleinerer Ort in New Brunswick, Kanada

Auf dem Flugplatz in Bangor hatten wir einige interessante Begegnungen mit anderen Piloten, die auch über den Atlantik flogen, und erfuhren so dies und das was uns zusätzlich motivierte und die Vorfreude auf die Reise verstärkte.

Unser zweites Etappenziel lag in Kanada. Moncton, ein kleinerer Ort in New Brunswick, Kanada. Auf dem Weg von Bangor in Maine nach Moncton bemerkten wir die ersten Schwierigkeiten: Die Lampen vom Fahrwerk leuchteten nicht richtig auf. Im Flug konnten wir am Fahrwerk nichts machen, denn es klappt nach hinten ein. Haben Flughafen in Mocton angesteuert und gemeldet, dass das Fahrwerk Probleme macht. Beim Überfliegen des Flughafens konnte der Tower sehen, womit wir Schwierigkeiten hatten. Das rechte hintere Fahrwerk Rad kam nicht raus, die anderen beiden Räder schon. Wenn Du Dir das Foto vom Flugzeug weiter oben anschaust, wirst Du sehen, dass die Maschine auf 3 Rädern stand und ohne das rechte Rad nicht landen konnte. Aufgrund der akuten Explosionsgefahr beim Bruchlanden waren wir nun gezwungen, erstmal den Tank leer zu fliegen und 5 – 6 Std. unsere Runden zu drehen. In dieser Zeit probierten wir alles mögliche, um das rechte Fahrwerk auszufahren wie z.B. mit einer Hand-Hydraulikpumpe den Druck so stark zu erhöhen, dass das Fahrwerk rauskam, aber das hintere rechte Rad klemmte weiterhin.

In der Zwischenzeit liefen unten am Boden die Vorbereitungen für unsere Bruchlandung auf Hochtouren. Der Flughafen war gesperrt worden, Feuerwehr und Sanitäter standen bereit. Jeder erwartete mit höchster Anspannung unsere Landung, uns Piloten eingeschlossen. Nach langen Stunden landeten wir mit komplett eingezogenem Fahrwerk unversehrt rechts neben der Landebahn auf dem Gras. Die Maschine ist dabei etwa 100 m über das Gras gerutscht und der Propeller hat sich in den Boden geschlagen, sodass der Motor hinterher verschrottet werden musste. Außerdem wurden die Antennen unten am Flugzeug abgemäht. Sonst ist glücklicherweise nichts weiter passiert. Am Abend waren wir dann Thema der örtlichen Tagesschau im Fernsehen und am nächsten Morgen auf der Titelseite der örtlichen Presse.

Schleifspur der Cessna beim Bruchlanden im Gras.
Schleifspur der Cessna beim Bruchlanden im Gras.
​Bergungsarbeiten der Cessna am Rollfeld in Moncton, New Brunswick, Kanada.
​Bergungsarbeiten der Cessna am Rollfeld in Moncton, New Brunswick, Kanada.

Das war schon ein hartes Erlebnis. Der Sicherheitsoffizier vom Flughafen war sehr nett und hat uns gleich am nächsten Tag wieder fliegen lassen, damit wir nicht wegen dieses negativen Erlebnisses das Fliegen ganz sein lassen 🙂

Die Maschine wurde anschließend genau inspiziert und repariert, was rund 6 Wochen gedauert hat.

Darauf haben wir nicht gewartet, sondern sind nach Hause geflogen und haben die Maschine später durch einen Ferry-Piloten abholen lassen. Mit diesem Flugzeug bin ich dann anschließend noch 9 Jahre in Deutschland geflogen und habe es weiterverkauft 🙂

Heute bin ich Mitglied und Mitbegründer des Hanseatischen Fliegerclubs Düsseldorf und Du kannst Dir hier ansehen, wo wir dieses Jahr überall gewesen sind: Video von 2017.

Wie immer hoffe ich, dass Dir meine Geschichte aus dem Jahr 1989 gefallen hat und ich Dir beim nächsten Mal wieder mehr von mir erzählen darf.

Herzlichst,

Dein Klaus
Immobilienkaufmann aus Leidenschaft

P.S.: Falls Du Fragen oder Anmerkungen zum Fliegen hast (oder generell zu meinem Blog), stehe ich Dir gerne jederzeit zur Verfügung. Hier kannst Du mich schnell und einfach kontaktieren.
 

 

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Klaus Kempe
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