Auf nach Afrika!

Wer den Film kennt „Jenseits von Afrika“ und die musikalisch unterlegte Szene, als Robert Redford in seiner Tiger Moth über die weite Landschaft fliegt, kommen Flieger ins Träumen.
So redet man über Fliegerträume, und fünf Piloten des HFC-Dus, die auch bei den jährlichen Flyouts aktiv sind, wollen den „Traum Afrika“ realisieren. Nach einigen Gesprächen und ein paar Monaten der Suche fällt die Entscheidung – eine zweimotorige Piper Aztec scheint für diese Zwecke geeignet zu sein. Es wird eine Haltergemeinschaft gegründet, und der Flieger für Afrika steht fest: Kennzeichen G-BCBG.

Die notwendigen Vorbereitungen am Flieger = Überführungstanks, Inspektionen, Sauerstoffanlage werden vorbereitet und die erste Routenvorplanung erstellt. Es wird schnell klar, ohne professionelle Unterstützung für Überfluggenehmigungen, Einreise- und Landegenehmigungen, geht es nicht. Da zwei der Piloten berufliche Erfahrungen haben, ist schnell ein geeigneter Operations-Planer mit weltweiter Erfahrung gefunden, der uns sicher auch durch Krisengebiete bringen kann – und das ist auch nötig! Die Zeiten werden abgestimmt, und am 20. Oktober soll es mit dem Ziel „Kapstadt“ von Düsseldorf aus losgehen. Die Ankunft ist für den 3. November geplant.

Am frühen Morgen des 20.10. machen wir uns von Düsseldorf aus auf den Weg. Wartend auf die Flugfreigabe, vollgepackt und mit den Hufen scharrend, stehen wir am General Aviation Terminal (GAT). Das Wetter und die Vorhersagen sind gecheckt, wir sind aber auch gut ausgerüstet mit einem Stormscop, das uns Gewitterzellen auf dem Weg anzeigt, die wir dann umfliegen können. Die Zeit vergeht buchstäblich „wie im Flug“, und schon müssen wir auf 15.000 Fuß steigen, die Alpen zeichnen sich ab. Die mobile Sauerstoffanlage wird ausgepackt, jeder bekommt eine Maske, und gleich beim ersten Life-Test – wow – es funktioniert.
Weiter in Italien geht es zur Adria, unser Tankstopp ist Pescara, und wir gehen runter zur ersten Landung – Checkliste – Fahrwerk – all drei green? No? – Schrecksekunde, und meine Erinnerungen an Moncton in Kanada, als das Fahrwerk nicht ´rauskam, sind plötzlich wach. Wir überfliegen den Platz, der Turm sagt „seems to be out“. Wir schauen: Die Dimmung war runtergedreht, so dass die grünen Lichter für das Fahrwerk nicht sichtbar waren. Bei der zweiten Platz-Runde setzen wir sanft mit dem Fahrwerk auf.

Zwei Stunden später, geht es nach dem Auftanken, weiter die Adria-Küste entlang nach Kreta in Griechenland auf den Flughafen Heraklion – wir stehen zwischen den Ferienfliegern. Nach kurzem Schlaf geht es am frühen Morgen weiter auf das Mittelmeer hinaus, Richtung Afrika. Wir fliegen über Alexandria, auf den Spuren von Erwin Rommel, an El Alamein vorbei, zum Militärplatz Marse Matruh zum Tanken und für die Einreise. Fünf Piloten – alle im weißen Hemd mit den Streifen auf der Schulter, und keine Passagiere? Wir brauchen kein Visum, denn wir reisen als Crew mit einer Gen.-Dec. (General Declaration gem. Annex 9 A1 des ICAO-Abkommens), die es der Crew erlaubt, ohne Einreisevisum zu reisen. Leider kommen wir nicht ohne Handlingagenten aus, der uns den notwendigen Sprit beschafft und dann schnell mal 3.000 $ Bargeld kostet. Weiter gehts am selben Tag den Nil hoch nach Madinat bei Kairo. Am nächsten Tag stehen die Pyramiden auf dem Programm – aber nicht mit dem Flugzeug.

Notems lesen z. B. Controller im Training oder in Sperrgebieten. Aber auch nicht angekündigte Gefahren drohen. Vogelflug! Und in der Tat – als wir einen sehen, ist es auch schon vorbei. Dann weiter nach Assuan, wo wir den berühmten Stausee besichtigen. Aber auch gleich am nächsten Tag weiter nach Jedda, über das Rote Meer hinweg. Saudi-Arabien ist eine ganz andere Welt: Neben der Schrift, die wir nicht lesen können, soll es Schilder geben, auf denen der Zutritt für Hunde und Frauen verboten ist. Der Flugplatz ist einfach riesig, in eine Riesen-Zeltanlage passen Hunderttausende von Menschen, die hier landen, um dann weiter mit Autos und Bussen nach Mekka, dem Heiligtum für Muslime, zu pilgern.
Geimpft gegen alle üblichen Afrika-Gefahren trifft doch drei von uns „Montezumas Rache“. Zum Glück gibt es keine Reiseunterbrechung, auch wenn Migräne beim einen oder anderen zuschlägt. Sprüche wie „Was nix wiegt, kann hinten ´rein“ füllen das Gepäckfach und bringen unsere Weight Balance in Bedrängnis, und wenn es so aussieht, als packe jemand nicht richtig an, heißt es: „Das ist kein betreutes Reisen!“

Von Jedda nach Addis: Die erste Katastrophe. Unsere Einfluggenehmigung wird nicht akzeptiert, nach ein paar Runden Kreisen fliegen wir zurück und müssen mit Hilfe unseres Flugplanungsbüros eine neue beantragen, die dann am nächsten Tag zum Erfolg führt.
Von Addis Abeba gehts nach Nairobi, wo wir die ersten großen Tiere – Giraffen – aus nächster Nähe beobachten können. Die Millionenstadt ist, trotz einiger Hochhäuser, auch mit vielen Bettlern und viel Elend gesegnet. Ein Kameramann erzählt uns über die Korruption und Kriminalität, die das schöne Land plagen. Nach einem Tag gehts gleich weiter nach Dar es Salaam – wir sind im Herzen Afrikas angekommen und erleben eine einmalige Landschaft, vorbei am 5.895 Meter hohen Kilimanjaro, der sich leider in Wolken verhüllt und auch auf unser Kreisen hin nicht sichtbar wird. Lilongwe im Herzen von Malawi ist unser nächstes Ziel.

In Botswana stoßen wir auf eine Dame, die uns als „5 Piloten“ keine Einreise gewähren will. Trotz Flugplan und unserer schönen Gen.-Dec. Nach langem Hin und Her „OK – 2 Tage!“ Als wir am nächsten Tag in der Früh um 6 Uhr losfliegen wollen, ist keiner da, und wir starten – der Flugplan ist ja akzeptiert. Es geht nach Süd-Afrika, da wird alles besser…

Und bei der Einreise in Upington meint die Dame: „Ohne Ausreise aus Botswana dürfen Sie hier nicht einreisen!“
Bei dem Gedanken, wieder 4 Stunden zurückzufliegen, grauts mir – denn das geht auch gar nicht, wir dürfen nämlich auch nicht tanken! Und nun? Bla, bla… und nach ¾ Stunden geht es dann doch. Das letzte Leg ist nur noch ein „Spaziergang“: Pünktlich landen wir auf dem kleinen Flugplatz „Stellenbosch Airfield“, nur wenige km von Kapstadt.

Mehr Bilder und Informationen unter: www.piloten-ohne-grenzen.com

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Klaus Kempe
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